Die Geschichte eines Abenteuers
Meistens nutze ich meine Ferien, um sowohl geistig als auch körperlich neue Energie zu tanken. Ich ziehe mich dann gerne vom Alltagsstress in eine vertraute Umgebung zurück – zu Freunden oder Angehörigen – und gebe jegliche Verantwortung ab. Kurz gesagt, ich beschränke mich auf die Grundprinzipien unseres Daseins: auf das Essen, Trinken, Schlafen und alles andere vergessen. Aber nicht so dieses Jahr – da habe ich mich für das genaue Gegenteil entschieden.
Der Plan: mit meinem Velo nach Japan zu reisen, um die Strassen von Kansai, Shikoku und Kyushu im westlichen Teil des Landes zu erkunden. Aufgrund eines unvorhergesehenen Umzugs und der weltweiten Pandemie musste ich diese Reise fast fünf Jahre lang immer wieder aufschieben. Doch dieses Jahr war es endlich so weit und der Rückkehr in das Land, in dem ich während meines Studiums einige Zeit verbracht hatte und das mich zutiefst geprägt hat, stand nichts mehr im Weg. Meine Reisebegleiterin und ich legten gemeinsam die Route fest: 1’200 Kilometer von Naoshima nach Kagoshima in etwas mehr als zwei Wochen. Fernab der Hektik überfüllter Städte und abseits ausgetretener Pfade sollte uns unser Weg in einige der abgelegensten Regionen Japans führen, darunter Shikoku, die kleinste und zweifellos ländlichste der vier Hauptinseln des japanischen Archipels.
Wie ein bekanntes Sprichwort besagt, sind Pläne aber dazu da, um geändert zu werden. Und so mussten wir aufgrund einer Reihe unvorhergesehener Zwischenfälle und Hindernisse sowie einiger mehr oder weniger gelungener Überraschungen und glücklicher Begegnungen unseren ursprünglichen Plan anpassen. Eine genaue Auflistung all dieser Ereignisse wäre zu umfangreich. Daher hier einige Highlights:
- Verlust eines GPS-Geräts am Tag der Abreise
- Velopanne mitten auf dem Land – zwei Stunden Zugfahrt entfernt von der nächsten Velowerkstatt
- Flüchtige Begegnung mit Wildschweinen bei Nacht auf einer verlassenen Strasse
- Verlust eines Portemonnaies mitten in einem fünf Kilometer langen Tunnel (es tauchte schliesslich in den Tiefen einer Tasche wieder auf, nachdem wir den Tunnel zu Fuss abgesucht hatten)
- Beschädigte Fotofilme aufgrund einer ordentlichen Portion Regen (die Freuden der analogen Fotografie – weshalb ist die Welt auf Digitalfotografie umgestiegen?).
Trotz der Beschwerlichkeiten, die Veloreisen mit sich bringen, ist das Velo doch ein Verkehrsmittel, das es den Reisenden erlaubt, das Reiseland mit neuen Augen zu entdecken – anders als bei einer bequemen Reise im Zug, im Flugzeug oder im Auto. Genau das war unser Ziel – und das Ergebnis entsprach genau unseren Vorstellungen. Hier einige Eindrücke unseres farbenfrohen Abenteuers in diesem faszinierenden Land: