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Gendern leicht gemacht

5 Tipps für geschlechtergerechtes Schreiben 

Heute ist der 111. Internationale Frauentag, der ganz im Zeichen der Gleichberechtigung der Geschlechter steht. Auch wenn es noch viel zu tun gibt bezüglich Gleichstellung: Die Frauen haben in den letzten Jahrzehnten einiges erreicht. Es ist also eine logische Konsequenz, dass wir diese Errungenschaft auch sprachlich abbilden: Die aktuelle Diskussion rund um das Gendern ist aktueller denn je. 

Aber was bedeutet eigentlich Gendern? Das Verb gendern leitet sich aus dem englischen Wort gender ab, das sich auf das soziale Geschlecht einer Person bezieht. Gendern bedeutet also, dass wir das Geschlecht der angesprochenen Menschen in der Kommunikation explizit zum Ausdruck bringen. Die Notwendigkeit des Genderns macht uns bewusst, wie männlich dominiert die deutsche Sprache ist. Denn Frauen fühlen sich durch das sogenannte «generische Maskulinum» (z. B. Bürger) nicht angesprochen, auch wenn sie hier eigentlich «mitgemeint» sind. 

Neben Frauen und Männern gibt es noch eine weitere Gruppe: die genderqueeren Menschen, die sich nicht nach dem binären Schema von männlich oder weiblich einordnen lassen. Auch sie wollen sprachlich angesprochen werden, was in letzter Zeit immer häufiger mit einem Asterisk, dem sogenannten Genderstern, abgebildet wird (z. B. Lehrer*innen, Pilot*innen). Die vielen Strahlen symbolisieren die geschlechtliche Vielfalt und setzen ein Zeichen, um die Inklusion explizit sichtbar zu machen. Damit drücken wir eine wichtige Botschaft aus: Geschlechtergerechtigkeit!

Doch der Gebrauch einer geschlechtergerechten Sprache, insbesondere des Gendersterns, ist ein Reizthema. Denn das Schreiben in geschlechtsneutralen Worten ist oft umständlich und erschwert die Lesbarkeit. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat bisher auch noch keine offizielle Regel zum Gebrauch des Gendersterns (Lehrer*in oder Lehrer*innen), des Gendergaps (Lehrer_in oder Lehrer_innen), des Doppelpunkts (Lehrer:in oder Lehrer:innen) oder anderer verkürzter Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen herausgegeben.

Doch es geht auch elegant: Mit etwas Kreativität müssen wir uns gar nicht allzu sehr verbiegen. Die deutsche Sprache bietet so viele Varianten – und eine davon ist bestimmt genderneutral. Im Grunde müssen wir einfach unseren Sprachgebrauch präzisieren, damit sich alle Menschen, über die wir schreiben, angesprochen fühlen. Christine Olderdissen beschreibt in ihrem Buch “Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant klingt” auf unterhaltsame und lehrreiche Weise, wie das Gender-Dilemma mit Sprachgefühl gelöst werden kann. 

Nachfolgend habe ich ein paar Tipps für ein geschlechterneutrales Schreiben zusammengestellt. Lassen Sie sich inspirieren! 

Tipp 1: Überlegen Sie sich, ob die gewählte Personenbezeichnung bereits geschlechtsneutral ist!

Es gibt nämlich viele Wörter, die bereits genderneutral funktionieren. Dies können Sie prüfen, indem Sie versuchen, das Anhängsel -in anzufügen: Mitgliedin z. B. gibt es nicht, deshalb ist das Wort genderneutral. 

Beispiele:

  • Mitglied
  • Mensch
  • Team
  • Person
  • Kundschaft
  • Leitung

Tipp 2: Bevorzugen Sie die neutrale Formulierung der Beidnennung! 

Bei der Beidnennung (z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) sind nur Frauen und Männer angesprochen. Wenn genderqueere Menschen mitgemeint werden sollen, ist eine neutrale Formulierung bzw. eine genderinklusive Verwendung angebracht. 

Dafür gibt es unterschiedliche Optionen in der deutschen Sprache, beispielsweise mit einem substantivierten Partizip oder Adjektiv. Dies funktioniert jedoch nur in der Mehrzahl, in der Einzahl bestimmt der Artikel das Geschlecht (z. B. der/die Mitarbeitende). 

Beispiele: 

  • Mitarbeitende, Studierende (Substantivierte Form des Partizips I) 
  • Geimpfte, Vorgesetzte (Substantivierte Form des Partizips II) 
  • Vorsichtige, Ältere (Substantivierte Form des Adjektivs) 

Tipp 3: Noch keine passende Lösung gefunden? Dann suchen Sie nach Synonymen!

Falls ein Wort weder geschlechtsneutral ist noch ein substantiviertes Partizip oder Adjektiv passt, lohnt es sich, nach Synonymen zu suchen. Im Duden oder in anderen Online-Wörterbüchern wie “Geschickt gendern – Das Genderwörterbuch” oder “gender app · Geschlechtergerechte Sprache” finden Sie bestimmt eine passende Alternative. 

Beispiele: 

  • jeder Einzelne > wir alle
  • keiner > niemand
  • Arztgeheimnis > ärztliche Schweigepflicht
  • Gegner > Gegnerische Partei
  • Arbeitnehmer > Arbeitskraft

Tipp 4: Verwenden Sie auch für Anglizismen eine gendergerechte Formulierung!

Viele Wörter sind auf Englisch zwar geschlechtsneutral (z. B. user = männlich oder weiblich), wenn sie jedoch eingedeutscht werden, erhalten sie eine feminine Variante, die auch im Duden aufgenommen wird (der User/die Userin). Um alle Geschlechter miteinzubeziehen, könnte hier im Plural allenfalls ein Genderstern verwendet werden. 

Beispiele: 

  • der User/die Userin > Plural: die User*innen 
  • der Follower/die Followerin > Plural: die Follower*innen 
  • der Manager/die Managerin > Plural: die Manager*innen 

Tipp 5: Setzen Sie den Genderstern sparsam ein, um ein Zeichen der Vielfalt zu setzen!

Falls Sie keine geschlechtsneutrale Formulierung finden und es sich um eine grosse Gruppe handelt, bei der das Geschlecht der einzelnen Personen nicht bekannt ist, eignet sich der Gebrauch des Gendersterns. 
Bei einer kleineren Gruppe hingegen lohnt es sich, zu prüfen, ob die Markierung mit dem Genderzeichen tatsächlich angebracht ist. So kann man gut auch mal direkt nachfragen, wie die Personen gerne angesprochen werden wollen, oder bei einer überschaubaren Anzahl Personen kann man kann auch einfach die Namen ausschreiben. 
Übrigens werden nur Menschen gegendert. Wenn es sich um Unternehmen, Institutionen oder Tiere handelt, ist der Genderstern fehl am Platz. 

Beispiele: 

  • Lehrer*innen 
  • Kund*innen 
  • Bürger*innen

Weitere Schreibtipps finden Sie auch auf verschiedenen Websites wie Gendergerecht formulieren – die besten Schreibtipps zum Download (genderleicht.de)

Zusammenfassend möchte ich Ihnen Folgendes mitgeben: Gendern bedeutet ausprobieren und mit Worten spielen. Testen Sie verschiedene Alternativen, bis Sie den gewünschten Effekt erzielen, ohne dass die Lesbarkeit des Textes darunter leidet. 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Spiel mit der Sprache und ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen und weitere Ideen für inklusives Schreiben.

Buchempfehlungen: 

Diewald, Gabriela & Steinhauer, Anja (2020), Handbuch geschlechtergerechte Sprache, 1. Auflage, Berlin

Olderdissen, Christine (2022), Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant klingt, 1. Auflage, Berlin

Nützliche Hilfsmittel: 

Gendern im Journalismus – so geht´s genderleicht

gender app · Geschlechtergerechte Sprache 

Geschickt gendern – Das Genderwörterbuch